STENO64

Historie

19. Jahrhundert

Am 14. Juni 1860 wurde der erste Gabelsberger’sche Verein in Dortmund gegründet, der sich aber im nächsten Jahr wieder auflöste. Wilhelm Kiepenheuer, der sich selbst in Stenografie weiterbildete, unterrichtete Mitte 1863 Gustav Kohn (Kuhn). Diesen beiden gelang es, bis Ende 1864 fünf weitere Gymnasiasten mit der Kunst der Stenografie bekannt zu machen. Diese sieben Personen gründeten am 3. Dezember 1864 im Lokal „Zum Sauren“ unseren Stenografenverein. Anfang 1867 traten verschiedene Mitglieder, die aus Hörde stammten, aus dem Verein aus, um in dieser Stadt einen eigenen Verein zu gründen. Am 4. April 1869 gründeten die Vereine Dortmund, Hörde und Burgsteinfurt den Westdeutschen Stenografenbund, aus dem unser Westdeutscher Stenografenverband später hervorgegangen ist. Als solcher gab er die Zeitschrift „Concordia“ heraus. In den Folgejahren kam es aus dem Kreis der Mitglieder immer wieder zu weiteren Vereinsgründungen, die aber zum großen Teil nicht lange bestanden bzw. mit dem alten Verein wieder verbunden wurden. Anfang der 1869er Jahre nahm die Tätigkeit des Vereins im Stadtgymnasium einigen Aufschwung, wurde aber später verboten bzw. es wurden ihr alle denkbaren Hindernisse in den Weg gelegt. So wurden z. B. die Schüler wegen Verwendung einer Geheimschrift mit Karzer bestraft. Erst durch Direktor Dr. Doering trat eine Änderung ein. Er stellte unserem Verein bereitwillig Klassenzimmer zur Verfügung. Im Jahre 1878 wurde erstmals einer Dame Unterricht in der Stenografie erteilt. Ein wichtiges Ereignis fällt in das Jahr 1879. Der Dortmunder Verein setzte sich mit dem Hörder Verein in Verbindung und gründete in einer Versammlung die „Freie Vereinigung Westfälisch-Märkischer Stenografen“, aus welcher später der Bezirk hervorging. Am 21. Dezember 1889 feierte der Verein im großen Saal des Gewerbevereins sein 25-jähriges Stiftungsfest mit großer Beteiligung.

1900 – 1950

Der Zufall hat es gewollt, dass das letzte Ziel des Vereins: “Schaffung einer deutschen Einheitskurzschrift auf Gabelsbergerscher Grundlage“ gerade beim Ablauf des 60. Vereinsjahres erreicht wurde; denn im Oktober 1924 entschloss sich die deutsche Reichsregierung, die seit 20 Jahren im Gange befindlichen Einigungsbestrebungen der verschiedenen deutschen Stenografiesysteme durch Einführung des Juli-Entwurfs von 1922 als Deutsche Einheitskurzschrift zu beenden und dieses neue System ab Ostern 1925 als Pflichtfach in allen deutschen Schulen zu lehren. So beschloss dann auch unser Verein im Jahre 1925, sich der Pflege und Ausbreitung der neuen Schriftform zuzuwenden. Infolge des Eintretens des Vereins für die Einheitskurzschrift änderte er seinen Namen in Dortmunder Einheitskurzschriftverein „Gabelsberger 1864“ um.

Im Jahre 1932 wurde der Stadtverband gegründet. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch in Zusammenarbeit mit der Handelsschule die ersten Schreibmaschinenlehrgänge durchgeführt. Im Jahre 1937 war die Zusammenarbeit von Stenografenschaft und Deutscher Arbeitsfront von der Reichsbundesführung durch ein Abkommen sehr eng gestaltet worden. Im Jahre 1943 wurde im Zuge der Kriegsmaßnahmen die Arbeit der Organisation aller deutschen Stenografen durch Dekret einfach stillgelegt. Der Verein musste seinen Kassenbestand von 2000 RM an die Reichsbundesführung nach Bayreuth und alle sonstigen Vermögenswerte an die hiesige Dienststelle der DAF abliefern. Der Mitgliederbestand lag zu diesem Zeitpunkt bei 2200 Personen.

In der Notzeit nach Kriegsende aber zeigte sich, dass der alte Idealismus nicht untergegangen war. Die Schriftfreunde Wilhelm Steinrücken und Walter Faber fanden sich und waren sich sofort darüber klar, dass der alte Verein wieder zu neuem Leben erweckt werden müsse. Im September 1945 nahmen sie die Verhandlungen mit der englischen Militärregierung auf. Diese erlaubte am 05.11.1945, dass ein „Shorthand-Club“ für den Stadtkreis Dortmund ins Leben gerufen werden konnte. Ein Wiederaufleben unserer Sache unter dem Namen von 1864 wurde abgelehnt. Dank der Tatkraft von Steinrücken und Faber konnte im April 1947 ein Mitteilungsblatt, das den alten Namen „Konkordia“ wieder trug, erstmalig erscheinen. 1949 erfolgte durch 18 alte Schriftfreunde die Wiedergründung des Stenografenvereins, der den Namen „Stenografenverein Dortmund 1864“ erhielt. Am 16. Juni 1950 wurde unser Verein in das Vereinsregister beim Amtsgericht Dortmund eingetragen.

1951 – 1999

Im Jahr 1960 kam zur großen Freude aller die Nachricht, dass wir ab 1. Januar 1961 wieder Lehrgänge und Übungsgemeinschaften im Stadtgymnasium abhalten dürfen. 1964 standen die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen an. Dieses Ereignis wurde gekrönt von einer Festveranstaltung im Goldsaal der Westfalenhalle am 5. Dezember. Verbunden mit der Veranstaltung war eine stenografische Ausstellung in der Stadt- und Landesbibliothek.

Am Deutschen Stenografentag in Berlin wurde erstmals ein Staffelschreiben durchgeführt. Auf dieses Schreiben hatte Trainer Arthur Lux die Stenografen besonders gut vorbereitet. Erstmals in der Vereinsgeschichte konnten wir im Jahr 1968 eine Bundesmeisterschaft erringen, und das gleich in doppelter Ausführung. Deutscher Meister wurde die Kurzschrift-Juniorenmannschaft in der Besetzung Friedemann Lux, Monika Wernitzki, Renate Ebbinghaus, Helga Barczik und Gudrun Schröder. Auch die Maschinenschreibmannschaft der Junioren sicherte sich den Deutschen Meistertitel mit den Schreibern Marianne Brodkorb, Gudrun Schröder, Monika Wernitzki, Ingrid Sorcan und Irene Grüder.

1969 trat das Arbeitsamt an uns heran und bat um eine Ausstellung zum Thema Kurzschrift und Maschinenschreiben. Es wurden zwei Vitrinen aufgestellt. Im Jahre 1971 wurde nach der Reform des Kurzschriftunterrichts entsprechend der im Jahre 1968 in Kraft getretenen Wiener Urkunde auch unsere Lehrgänge neu gestaltet. Das Jahr 1971 war aufgrund der erbrachten Leistungen unserer Schreiberinnen und Schreiber eines der besten der Vereinsgeschichte. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Einige der besten Stenografen wollen in der Zukunft aus verschiedenen anzuerkennenden Gründen nicht mehr tätig sein. Um diese Lücke zu füllen, war dem Trainer die nicht leichte Aufgabe zugefallen, aus dem jugendlichen Nachwuchs neue tüchtige Meisterstenografen heranzubilden.

In allen Vereinen wurde 1974 des 50. Jahrestages der Einführung der Deutschen Einheitskurzschrift gedacht.
1975 war bei der Regierung in Arnsberg ein Antrag auf Anerkennung des Vereins als Erwachsenenweiterbildungseinrichtung gestellt worden. Am 06. Juni 1977 wurde der Antrag positiv beschieden. Nachdem im Rahmen der Jahreshauptversammlung einige Änderungen und Ergänzungen vorgenommen worden waren, führen wir ab diesem Zeitpunkt unter dem Namen „Steno 64“ im Rahmen einer Weiterbildungseinrichtung in Zusammenarbeit mit anderen Dortmunder Vereinen Lehrgänge in Kurzschrift, Maschinenschreiben sowie kreativer Freizeitgestaltung durch.

Am 15. Dezember 1984 fanden die Feierlichkeiten zum 120-jährigen Bestehen unseres Vereines im Rahmen des Stadtverbandsleistungsschreiben im großen Saal der Krone am Markt statt. Hierbei gab auch unser damaliger Oberbürgermeister Günter Samtlebe einige Anekdoten aus seiner eigenen Kurzschriftvergangenheit preis.
Am 07.11.1985 gab sich eine dreiköpfige Delegation unseres Vereins in einer Live-Sendung des Dortmunder Kabelfernsehens die Ehre. Nicht nur den Teilnehmern, sondern auch dem veranstaltenden Sender hat unser gelungener Auftritt riesigen Spaß gemacht. 1986 gab es einen weiteren Höhepunkt in unserer Vereinsgeschichte: In Würdigung der hervorragenden Verdienste, die sich Arthur Lux in jahrzehntelanger Tätigkeit um die Ausbreitung und Förderung der Deutschen Einheitskurzschrift erworben hat, verlieh Bundespräsident Richard von Weizäcker ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande, welches am 29.04.1986 durch Bürgermeister Lorenz Ladage in einer Feierstunde in Anwesenheit der Familie und des Vereinsvorstandes überreicht wurde.

Im Jubiläumsjahr 1989 – unser Verein feierte sein 125-jähriges Bestehen – fand der 99. Westdeutsche Stenografentag in Dortmund statt. Die eigentlichen Feierlichkeiten fanden am 02.12.1989 im großen Saal der Krone am Markt statt.

In den 70er und 80er Jahren beherrschten die Schreiberinnen und Schreiber unseres Vereins das Geschehen auf allen stattgefundenen Leistungsschreiben. Viele von Ihnen haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeiten z. B. als Parlamentsstenograf/-in im Landtag bzw. Bundestag. Der Traditionsverein in der Dortmunder Innenstadt galt viele Jahre lang als der erfolgreichste deutsche Stenografenverein, vor allem wegen der vielen Meistertitel, die der unvergessene Trainer Arthur Lux mit seinen meist jugendlichen Schreibern bei den verschiedenen Wettbewerben erringen konnte. Heute hat sich der Verein neben der Pflege der Kurzschrift vornehmlich der Ausbildung der jüngsten Jahrgänge der weiterführenden Schulen in der frühzeitigen Erlernung des 10-Finger-Tastschreibens am PC zugewandt und hierfür einen modernen Schulungsraum im Stadtgymnasium eingerichtet.

Ein Jahr vor dem 125-jährigen Jubiläum endete nach 23 Jahren die Amtszeit unseres 1. Vorsitzenden, Rechtsanwalt Hans-Peter Miera, der gleichzeitig zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde. Durch Satzungsänderung wurde danach die Vorstandsbesetzung auf drei Personen verteilt, von denen eine als Sprecher fungiert. Diese Personen sind seit 1988 Günter Fischer, Gerd Rölleke und bis zu seinem Tode im Frühjahr 2000 Karl-Heinz Griebsch, dessen Amtsgeschäfte im Finanz- und Steuerwesen seitdem von Hans Josefiak wahrgenommen werden.

ab 2000

Im Leistungsbereich setzten unsere Kurzschriftler ihre Erfolge fort. Auch in der Ära nach Arthur Lux († 1998) rangierten sie in der Deutschen Mannschaftswertung stets unter den besten 5 Teams, meistens erschrieben sie sich sogar einen Platz auf dem Treppchen.

Die Weiterbildungseinrichtung STENO 64 kooperiert auf Empfehlung des Regierungspräsidenten seit einigen Jahren mit drei anderen stenografischen Weiterbildungseinrichtungen unter Federführung der Essener Seminare. Auch mit dem Computerclub Dortmund und dem Deutsch-Britischen Club Holzwickede sowie dem SGV bestehen Kooperationsabkommen im Rahmen der Erwachsenenbildung im PC-, Sprach- und Exkursionsbereich. Auf diese Weise ist der Verein auch für die Zukunft gut aufgestellt, denn durch die Aufnahme von neuzeitlichen Lehrfächern im IT-Bereich, der Pflege der deutschen Sprache unter Beachtung der Rechtschreib-, Formulierungs- und Gestaltungsregeln für die berufliche und private Korrespondenz konnte der Bezug zum „Schreiben“ gehalten werden, auch wenn die Einsatzgebiete der Stenografie als Diktatschrift durch moderne Aufzeichnungstechniken für das gesprochene Wort stark zurückgegangen sind. Schriftstücke rationell zu gestalten und dafür alle 10 Finger einzusetzen, ist aber sicherlich auch weiterhin eine berufliche Grundfertigkeit, und die Zahl der Menschen, die hierfür geschult werden müssen, ist zweifellos größer als die Anzahl der Stenotypistinnen und Sekretärinnen früherer Zeiten.

Dass die Kurzschrift aber für das schnelle Notieren eigener Gedanken, das stichwortartige Festhalten von Gesprächs- und Telefonnotizen, das Formulieren eines schwierigen Sachverhaltes usw. weiterhin von unschätzbarem Wert ist, bleibt unbestritten. Nicht zuletzt hat man Papier und Bleistift immer zur Hand – ein Diktiergerät dagegen nur selten. Außerdem gibt es viele Situationen, wo Tonaufzeichnungen nicht zugelassen sind, z. B. bei Gerichtsverhandlungen oder Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften, und gerade hierfür werden händeringend qualifizierte Stenografen gesucht.